.....aber er wird ein bisschen länger brauchen als gedacht. Denn auch sein neuer Elektroschlitten hat bei winterlichen Temperaturen wohl mit deutlich geringerer Reichweite zu kämpfen.
Sobald die Temperaturen sinken und sich Weihnachtsstimmung breit macht, beginnt der Verbrauch unserer Fahrzeuge zu steigen. Das überrascht niemanden mehr, das war schon immer so. Egal welches Auto man sich betrachtet, der Verbrauch im Winter ist meist einen guten Liter höher als im Sommerhalbjahr. Stören werden sich daran nur Pfennigfuchser, dem durchschnittlichen Autofahrer fällt es meist gar nicht auf.
Bei Elektroautos tritt dieser Aspekt aber umso deutlicher in den Vordergrund. Natürlich, auch bei Elektroautos steigt der Verbrauch im Winterhalbjahr an. Winterreifen sorgen für einen höheren Rollwiderstand, die ständig laufende Heizung braucht mehr Strom als die im Sommer nur gelegentlich eingeschaltete Klimaanlage und zahlreiche Verbraucher saugen auch Energie. Wofür hätte man schließlich eine Sitzheizung, eine Lenkradheizung, eine Spiegelheizung und eine Heckscheibenheizung, wenn man sie nicht benutzen würde?
Aber bei Elektroautos, deren Effizienz sowieso ständig auf einem sehr schmalen Grad balanciert, wirkt sich dieser Mehrverbrauch deutlich schmerzlicher auf die Reichweite aus als bei benzin- oder dieselbetriebenen Gefährten. Denn auch der Akku selbst fühlt sich bei niedrigen Temperaturen einfach nicht wohl. Als Beispiel muss wie so oft die Renault Zoe R135 meiner Frau herhalten. Im Sommer standen bereits mit 95% geladenem Akku selbstbewusste 392km auf der Uhr, von denen sie auch 350km auf den Asphalt gebracht hat.
Jetzt, bei Temperaturen um den Nullpunkt und Nachttemperaturen im Minusbereich, sind es bei vollgeladenem Akku um die 260km. Die real erzielbare Reichweite bei berufsbedingt identischem Fahrprofil mit viel Stadtverkehr, immer wieder Autobahnetappen und ein bisschen Landstraße liegt jetzt bei 200km. Das sind nur etwa 60% der Reichweite des Sommerhalbjahres. Bei einem Benziner der Kompaktklasse, der im Winter einen Liter mehr braucht als im Sommer, liegt die jetzt verfügbare Reichweite bei etwa 85%. Für alle, die sich Zahlen so schlecht vorstellen können wie ich – Das ist ein Viertel!
Lasst Gnade walten, liebe Elektroauto-Community, und lest bitte weiter. Denn obwohl der Reichweitenverlust unseres volkstümlichen Elektroautos im Winter deutlich größer ausfällt als bei Verbrennern, ist das im Endeffekt kein Drama. Meine Frau fährt trotzdem mit einem Dauergrinser elektrisch, möchte nichts anderes mehr. Man rechnet ein wenig mehr Puffer ein, lädt vielleicht das eine oder andere Mal öfter. Schließlich sollte der Mensch so flexibel sein, sich auf die unterschiedlichen Bedingungen einstellen zu können. Wenn man es weiß, ist es überhaupt kein Drama. Aber man muss es wissen.
Und zwar am besten vor dem Kauf eines Elektroautos. Bevor dann im Winter die große Verwunderung und mit ihr der Frust kommt. Denn wer hat schon Interesse an einem frustrierten Weihnachtsmann?
Weitere Artikel von Lukas Wieringer
Lukas
"Lukas Wieringer, Jahrgang 1984, ist Motorjournalist, Auto-Blogger und Benzinbruder, seit er denken kann. Egal ob Sportwagen, Offroader oder Oldtimer - er liebt sie einfach alle. Und seit seine Frau ein Elektroauto fährt, ist für ihn auch die Mobilität der Zukunft keine Zukunftsmusik mehr."
Quelle:Lukas Wieringer
Bilder: Lukas Wieringer/Srikanta H.U